Fasanenhaltung – Ein Leitfaden für Anfänger

Die Haltung der farbenprächtigen Fasanen hat viele Menschen immer schon fasziniert. Früher waren es eher die wohlhabenden Fürsten, die sich die Fasanenhaltung für die Jagd oder aus Interesse am Exotischen leisten konnten. Oft sind aus solchen Fasanerien später große Tiergärten oder Vogelparks entstanden. Heute hat jeder, der über einen etwas größeren Garten verfügt, die Möglichkeit, sich an diesen herrlichen Vögeln zu erfreuen.

Einige Vorüberlegungen

Bevor Sie sich zum Kauf eines Vogels entschließen, sollten Sie sich zunächst über die Haltungsanforderungen und über Ihre räumlichen Möglichkeiten klar werden.

Um diese interessanten und farbenprächtigen Vögel zu halten, benötigen Sie eine mehr oder weniger geräumige Voliere. Im Unterschied zu anderen bodenlebenden Vögeln wie Enten, Gänse oder Kraniche, die als Küken kupiert werden und dann flugunfähig sind, werden Fasanen in der Regel voll flugfähig gehalten und fliegen davon, wenn sie erschreckt werden und die Voliere nicht abgedeckt ist.

Exotische Gehegevögel, die freigelassen werden, können eine Gefahr für die einheimische Tierwelt darstellen (Faunenverfälschung). Das Aussetzen dieser Tiere – gewollt oder ungewollt – ist daher verboten

Bitte denken Sie auch an Ihre Nachbarn: Die Hähne einiger Fasanenarten begrüßen den Tag während der Brutzeit mit lautem Rufen ab vier Uhr morgens, und damit machen Sie sich nicht bei allen Mitbewohnern beliebt

Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Tatsache, dass jede Tierhaltung auch unerwünschte Mitesser anzieht. Sie sollten daher streng darauf achten, dass Mäuse und Spatzen nicht zum Futter gelangen können.

Wenn Sie die Errichtung eines neuen Stallgebäudes oder einer Voliere planen, erkundigen Sie sich vorher darüber, ob Ihre Pläne mit den örtlichen Bauvorschriften vereinbar sind.

Und schließlich noch ein gutgemeinter Rat: Wenn Sie Fasanen halten möchten, um durch den Verkauf der Jungtiere möglichst schnell viel Geld zu verdienen, so suchen Sie sich besser eine zuverlässigere Geldanlage.

Vielleicht haben Sie nun den Eindruck gewonnen, dass die Haltung von Fasanen sehr schwierig sei und den Aufwand wohl nicht lohne, aber alle, die sich seit vielen Jahren mit der Fasanenhaltung beschäftigen. werden bestätigen, dass ihre Haltung viel Freude und Befriedigung bereitet. Diese herrlichen Tiere zum Brüten zu bringen bedeutet jedes Jahr eine neue Herausforderung. Für viele sind auch die Kontakte und Freundschaften zu anderen Züchtern ein wichtiger Beweggrund.

Mit welchen Arten sollte man anfangen?

Es gibt zahlreiche wunderschöne Fasanenarten, die für den Anfänger geeignet sind, und die keine besonderen Anforderungen an die Haltung und Fütterung stellen.

Der wohl bekannteste Vertreter ist der Goldfasan, gefolgt von den verschiedenen Silberfasanen und dem Amherstfasan, der durch seine prächtigen langen Schwanzfedern bekannt ist. Weitere Anfängerarten sind die Edelfasanen – besser bekannt als „Jagdfasanen“-

,Swinhoefasanen und Königsfasanen. Nachdem man diese Arten gemeistert hat, kann man sich an die etwas schwierigeren Fasanen wagen, die zwar teilweise in ihrem Naturbestand bedroht sind, als Gehegevögel aber noch recht häufig vertreten sind. Zu ihnen gehören u.a. die Blauen und Weißen Ohrfasanen, Satyr- und Temmink-Tragopane, Glanzfasanen, Edwards- und Elliotfasanen und Graue Pfaufasanen. Alle diese Arten sind robust und benötigen im Winter keine beheizten Ställe und stellen keine besonderen Anforderungen ans Futter.

Der Tiererwerb

Am besten sollten Sie die Tiere von erfahrenen Züchtern erwerben, da hier die Wahrscheinlichkeit, gesunde und artenreine Tiere zu erhalten, am größten ist. Wenn man die Tiere selber abholen geht, sieht man, wie sie gehalten und gefüttert wurden, und meist bekommt man noch wertvolle Anregungen und Tipps mit auf den Weg. Und wenn später Fragen oder Probleme auftreten, ist der Verkäufer meist ein wichtiger Ansprechpartner.

Adressen von erfahrenen Züchtern erhalten Sie aus den Annoncen der Fachzeitschriften

(„Deutsche Geflügel-Zeitung“ oder „Geflügel-Börse“), von der WPA  (s.a. WPA-Züchterliste) oder anderen Züchterorganisationen wie VZI oder VZE.

Von Gelegenheitskäufen auf den immer häufiger abgehaltenen Vogelmärkten und –börsen

möchten wir dringend abraten. Allzu oft werden hier von Händlern kranke oder nicht artenreine Tiere angeboten, und der Anfänger hat meist nicht die nötigen Kenntnisse, um die „Spreu vom Weizen“ zu trennen. Außerdem leiden die Tiere auf Börsen oft unter Transport und Zurschaustellung in ungeeigneten Behältnissen.

Der beste Zeitpunkt für den Tiererwerb ist der Herbst, wenn die Züchter die Jungtiere des jeweiligen Jahres abgeben und das Angebot am größten ist. Manchmal werden auch “Zuchtpaare“ oder „garantierte Zuchtpaare“ angeboten, doch sollte man hier äußerst vorsichtig sein, denn ein echter Züchter trennt sich in der Regel nicht von seinen besten Tieren. Auch von sogenannten „Bruteiern“ von Zierfasanen sollte man die Finger lassen, wenn man den Anbieter nicht genau kennt; sie sind oft unbefruchtet oder zu alt. Eintagsküken wie beim Wirtschaftsgeflügel werden von Fasanen nicht angeboten.

Um unnötige Inzucht zu vermeiden, sollte man blutsfremde Tiere erwerben, d.h. Hahn und Henne sollten nicht miteinander verwandt sein.

Die Unterbringung von Fasanen

In der Regel werden Fasanen paarweise, oder seltener in Trios ( Ein Hahn und zwei Hennen) gehalten, da sich mehrere Hähne – und manchmal auch Hennen –  in einer Voliere, vor allem in der Brutzeit, nicht vertragen.

Die Volierengröße ist für eine erfolgreiche Fasanenhaltung sehr wichtig. Für die kleineren Arten wie Goldfasanen genügt eine Volierengröße von 4 x 3m mit einem Wetterschutz von

1 x 2m für ein Paar. Die größeren Arten sollten mindestens doppelt soviel Platz erhalten.

Die Voliere sollte mindestens zwei Meter hoch sein, damit der Pfleger beim Füttern und Saubermachen aufrecht darin stehen kann.

Die Seitenwände werden mit verzinktem Draht mit einer Maschenweite von höchstens 2,5 cm bespannt, um Spatzen abzuhalten. Falls „Besuche“ von Füchsen zu befürchten sind, sollte man den Draht ca. 15 cm tief und rechtwinklig ca. 30 cm nach außen eingraben.

Für die Volierendecke haben sich UV-beständige Kunststoffnetze, ebenfalls mit höchstens 2,5cm Maschenweite, bewährt. Die weichen Netze vermeiden Kopfverletzungen, falls die Fasanen erschreckt werden und auffliegen. Allerdings bietet das Netz keinen Schutz gegen Marder und Ratten.

Der Wetterschutz oder das Schutzhaus neben der Voliere muss trocken und Zugluftfrei gebaut werden und sollte soviel Licht wie möglich hereinlassen. Da Fasanen versuchen, nachts möglichst hoch aufzubaumen, sollten die Sitzstangen im Schutzraum immer höher angebracht sein, als in der Außenvoliere, damit die Tiere nachts im Schutzraum schlafen.

Der Volierenboden darf nach Regenfällen keine Pfützen bilden. Wohl dem Züchter, der seine Volieren auf natürlichen Sandboden bauen kann! Bei schweren, undurchlässigen Böden kann eine mindestens zehn Zentimeter dicke Schicht aus scharfem Sand oder Rindenmulch aufgebracht und alle paar Jahre erneuert werden.

Zur Bepflanzung der Voliere eignen sich robuste Pflanzen wie z.B. kleine Bambussorten, Kirschlorbeer, Rhododendron, Holunder usw. Ob der Volierenboden mit Gras eingesäht werden kann, hängt ab von der Volierengröße und von der Fasanenart. Pfaufasanen z.B. zerstören die Grasnarbe kaum, bei anderen Arten kann es individuell unterschiedlich sein.

Bei stark grabenden Arten wie Glanz- und Ohrfasanen hat eine Grasnarbe allerdings erst ab einer Volierengröße von etwa 100m2 eine Chance!

Fütterung der Fasanen

 Heute hat sich in der Fasanenhaltung die Pelletfütterung weitgehend durchgesetzt. Die meisten großen Futtermittelfirmen bieten spezielle Ziergeflügelpellets an. Wichtig ist, dass die Pellets trocken gelagert und verfüttert werden, da feuchte Pellets schnell verderben. Die manchmal noch propagierte Methode, Futter aus Getreidemehl, Fleischmehl, Ei, Mehlwürmern, Ameisenpuppen usw. selbst zu mischen, setzt eine Menge Erfahrung voraus und ist für den Anfänger nicht geeignet und eigentlich auch nicht mehr zeitgemäß.

Neben dem Grundfutter Pellets bieten Früchte und Grünzeug aller Art den Fasanen Abwechslung und Beschäftigung. Mit „Leckerbissen“ wie Erdnüssen oder Mehlwürmern sollte man sehr sparsam umgehen, da die Tiere sonst allzu leicht verfetten.

Generell sollte umso sparsamer gefüttert werden, je gehaltvoller das Futter ist. In der Natur benötigen Hühnervögel zur Nahrungssuche und zur Beobachtung ihrer Umgebung sehr viel mehr Energie als unter Gehegebedingungen, und vor allem die vom Wesen her ruhigeren Arten wie Tragopane und Glanzfasanen neigen in Volieren schnell zur Verfettung. Ich habe in Gehegen noch nie einen verhungerten Fasan erlebt, aber schon sehr viele, die an den Folgen von Überfütterung und Bewegungsmangel gestorben waren!

Frisches Wasser sollte den Tieren jederzeit, auch bei Minustemperaturen, zur Verfügung stehen.

Vermehrung von Fasanen

Fasanen legen, anders als unsere Haushühner, nur in einer relativ kurzen Zeit von etwa April bis Mai. Viele Hennen nehmen gerne höhergelegene Nistgelegenheiten an, etwa eine Holzkiste, 40 x 40cm und 20cm hoch, gefüllt mit feiner Erde oder Sand und etwas Stroh oder Hobelspänen, die in etwa 1,50m Höhe im Schutzraum aufgehängt wird. Andere scharren am Boden oder unter Sträuchern flache Nestmulden.

Die Henne legt in der Regel alle zwei Tage ein Ei. Die Gelegestärke ist je nach Art unterschiedlich und reicht von 2 Eiern bei Pfaufasanen bis zu 12-15, in Einzelfällen auch bis zu 25 Eier. Erst wenn das Gelege vollständig ist, beginnt die Henne zu brüten. Wenn sie nicht zu scheu sind und nicht gestört werden, brüten Fasanenhennen meist recht zuverlässig. Schwieriger ist jedoch die Aufzucht der Küken, da viele Hennen, wenn sie Küken führen, recht nervös und unruhig werden, und der Versuch nicht selten mit dem Verlust der Küken endet.

Sicherer, aber für den Pfleger aufwändiger, ist die Brut und Aufzucht mit Zwerghuhnammen oder mit dem Brutapparat.. Wenn man zuverlässige Bruthühner zur Verfügung hat, kümmert sich die Amme in der Regel gut um Eier und Küken.

Bei der künstlichen Aufzucht mit Brutapparaten sollte sich der Anfänger an die Anweisungen des Brutmaschinenherstellers halten oder versuchen, bei einem erfahrenen Züchterkollegen Unterstützung zu suchen. Die Temperatur im Brutapparat sollte 37,4 bis 37,7 Grad C. betragen, und die relative Feuchtigkeit 45 – 50%. Die Eier müssen mindestens zweimal täglich um ca. 180 Grad gedreht werden.

Wenn die Eier angepickt sind, dauert es in der Regel 12 bis 24 Stunden, bis die Küken in einem zweiten Anlauf das Ei am stumpfen Ende rundherum aufpicken und den „Deckel“ wegdrücken. Die Küken verbleiben dann nochmals 12 bis 24 Stunden ohne Futter im Brutapparat bis sie ganz trocken und erstarkt sind, und werden dann unter eine Infrarot-Wärmelampe gesetzt und mit Futter und Wasser versorgt.

Fasanenküken sollten nicht allein, sondern immer mit mehreren etwa gleichaltrigen  Küken – auch unterschiedlicher Arten oder Zwerghühnerküken – aufgezogen werden. Drücken sich die Küken unter der Lampe eng aneinander, so ist ihnen zu kalt, und die Lampe sollte tiefer gehängt werden.

Auch für die Fasanenküken stehen heute fertige Futtermischungen in Form kleiner Pellets oder in Mehlform zur Verfügung. Sie sind zumal für den Anfänger wesentlich einfacher und sicherer zu verabreichen als selbstgemischtes Kükenfutter, wie es oft noch in älterer Literatur empfohlen wird. Das Futter wird am ersten Tag auf den Boden gestreut, nachher in einem Napf gereicht. Das Trinkgefäß sollte so flach sein, dass die noch unbeholfenen Küken nicht darin ertrinken können. Wichtig ist, dass sich unter und neben dem Trinkgefäß keine feuchten Stellen bilden, die wegen der Wärme im Aufzuchtraum schnell zum Nährboden für Pilze und andere Krankheitserreger werden.

Die meisten Fasanenküken müssen zum Fressen nicht angelernt werden. Lediglich Pfaufasanküken nehmen bei der Naturbrut in den ersten Tagen das Futter nur aus dem Schnabel der Alttiere. Bei der künstlichen Aufzucht sollte man versuchen, Pfaufasanen mit gleichaltrigen Zwerghühnern oder Fasanenküken anderer Arten zusammen aufzuziehen, von denen sie in der Regel die Futteraufnahme vom Boden schnell lernen. Manchmal kann es aber auch nötig sein, das Futter mit frischen Mehlwürmern in den ersten Tagen mehrmals täglich von der Pinzette zu reichen.

Ab dem Alter von etwa 4 Wochen kann man die Küken bei schönem Wetter auch in eine Außenvoliere lassen.

Mit zunehmendem Alter und wärmerem Wetter kann man die Wärmelampe mehr und mehr abschalten. Auch das Futter wird etwa im Alter von 6-8 Wochen allmählich auf Junggeflügel-Pellets und später auf normale Ziergeflügelpellets umgestellt.

Krankheiten der Fasanen

Zum Thema Krankheiten sei an dieser Stelle nur soviel gesagt.: „Normale“ Tierärzte werden Katzen, Hunde, Kühe und Pferde erfolgreich behandeln können, aber sie sind nur selten Experten für Hühnerkrankheiten. Der Anfänger sollte sich also möglichst bald auch ein Buch über Hühnerkrankheiten besorgen und den Rat eines erfahrenen Fasanenhalters einholen.

Gesetzliche Bestimmungen

Etwa im Alter von 2 Monaten sollte man alle Fasanen mit einem geschlossenen Fußring mit eingravierter Nummer kennzeichnen. Auch unter den leicht zu haltenden Anfängerfasanen gibt es Arten, die in der Natur sehr selten geworden sind, und bei denen die Fußringe belegen, dass sie nicht aus der Natur entnommen wurden.

Über die jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen für die Haltung von Fasanen, die sich je nach Bedrohungslage ändern können, informiert die WPA ihre Mitglieder jeweils in ihren Rundbriefen.

Verantwortung des Fasanenhalters

Weltweit hat der Mensch in den letzten Jahrzehnten natürliche Lebensräume in gewaltigen Ausmaßen zerstört. Auch und gerade viele Fasanenarten sind heute in der Natur vom Aussterben bedroht. Ist die Haltung dieser Vögel in dieser Lage noch zu verantworten?

Sie ist es gerade in dieser Lage, denn:

– die Gehegebestände fast aller Fasanenarten sind selbständig und nicht auf Wildfänge aus der

Natur angewiesen,

– die Gehegebestände bilden eine wichtige Genreserve für spätere Wiedereinbürgerungen,

– die Gehegebestände ermöglichen viele wissenschaftliche Beobachtungen, die in der Natur

ungleich aufwändiger oder überhaupt nicht möglich wären.

Jeder Halter von Wildvögeln übernimmt daher eine große Mitverantwortung für die Arterhaltung und sollte immer bestrebt sein, den Gehegebestand gesund und artenrein zu erhalten.

 

Heiner Jacken