WPA hilft nach Erdbeben in Pakistan

 

 

Von Dick Potts

Im April 2004 hatte ich das Glück, eine Woche lang als Gast der WPA Pakistan zusammen mit Rab Nawaz (Koordinator der WPA Pakistan) mehrere wichtige Fasanenbiotope in den Bergen der Grenzregion besuchen zu können. In der Nähe von Nathia Gali besuchten wir ein Gebiet, in dem es früher Wallichfasanen gab, und wo der Koklasfasan noch recht häufig vertreten ist. Mit Hilfe von Rabs Übersetzung erfuhr ich von den Dorfbewohnern, dass es in diesem „unsicheren“ Gebiet erst kürzlich einen großen Erdrutsch an einem Berghang nördlich des Dorfes gegeben habe.

Niemand konnte damals ahnen, wie unsicher die Gegend tatsächlich war, bis  kurz vor 9 Uhr morgens am Samstag, den 8. Oktober 2005 gerade dieses Gebiet im Zentrum des stärksten Erdbebens lag, das Pakistan jemals erlebte. Etwa 100 km weiter nördlich liegt das sehr abgelegene Palas-Tal, wo wir uns bereits seit längerem bemühen, den Schwarzkopf-Tragopan und seinen unberührten und wundervollen Lebensraum zu erhalten. Da wir das Schlimmste für unsere Kollegen befürchteten, baten wir Rab Nawaz und Shri Samar Singh (Präsident WPA Pakistan) sofort per Email um Informationen.

Rab berichtete: „ Im Palas-Tal waren viele der Bewohner draußen, als sich das Erdbeben ereignete, wodurch wir viele Tote durch herabstürzendes Geröll zu beklagen hatten. Auch viele Haustiere wurden so getötet, von denen die Menschen hier lebten. Auch viele Reitwege und die einzige Straße ins Tal wurden zerstört. Damit war das Tal nur mit Hubschraubern zu erreichen“.

Mit 12 Hubschrauberflügen wurden in den ersten Tagen Hilfsgüter ein-, und Verwundete ausgeflogen. Innerhalb weniger Tage folgte auf  unser Hilfsangebot die Bitte um 10.000 Pfund (ca 15.000 Euro); „aber was immer Ihr schickt, werden wir dankbar annehmen.“.  Rab richtete ein gesondertes Spendenkonto ein und wir schickten 7.500 Euro sofort und riefen unsere Mitglieder zu Spenden auf. Dieser Aufruf erbrachte bisher 33.000 Euro von 96 Mitgliedern und Freunden, darunter beachtliche Beiträge von der WPA Deutschland und der WPA Frankreich. Rab und sein Team waren von dieser Hilfsbereitschaft überwältigt und schrieben: „die Unterstützung der WPA-Mitglieder war unglaublich, und wir sind erstaunt und überglücklich darüber, dass die Mitglieder so großzügig geholfen haben. Nachdem wir das Schlimmste überstanden haben, werden wir einen ausführlichen Rechenschaftsbericht abgeben“.

Eine größere Lieferung Zelte, Decken und Nahrungsmittel für das obere Palas-Tal, das zunächst kaum erreichbar war, wurde zunächst von der Pakistanischen und US-Armee und von Katholischen Hilfswerken bereitgestellt. Das von der WPA gespendete Geld wurde überwiegend für warme Kleidung ausgegeben. Die war dringend nötig, da die Temperaturen mit Beginn des Winters dramatisch sanken. Rab schrieb:“ Die Situation wurde kritisch, da unzählige Häuser im Palas-Tal zerstört sind und nahezu alle noch stehengebliebenen Häuser so stark beschädigt sind, dass sie jederzeit einstürzen können. Was wir daher jetzt als nächstes benötigen, und wofür wir die noch übrigen WPA-Spenden verwenden, sind:

–         winterfeste Unterkünfte für Familien, die oberhalb der Schneegrenze leben,

–         Nahrungsmittel für Familien, die ihr Haus und ihren Hausstand verloren haben, und für Familien, die ihr Familienoberhaupt verloren haben, und

–         Medizinische Notfallstationen, um die vielen Menschen, die noch immer im Freien leben, vor Krankheiten zu schützen.

Es kostet nur 7,50 Euro, um eine Familie im Winter einen Monat lang zu ernähren. Eine winterfeste Unterkunft mit eingebauter Kochgelegenheit kostet  240 Euro. Rab erklärt weiter: „Diese Zahlen mögen sich gering anhören, doch gibt es immer noch viele Familien ohne Unterkunft, und der Winter bei uns ist hart und lang. Es gibt noch 400 Familien oberhalb der Schneegrenze, die dringend Unterkünfte benötigen, und zahllose Familien haben ihre Habseligkeiten und Getreidevorräte verloren“. Einige Hilfsorganisationen treffen erst jetzt ein, und daher ist das Geld, das die WPA gesammelt hat,  buchstäblich ein  Teil einer Lebenslinie für die Bewohner des oberen Palas-Tales für die nahe und weitere Zukunft.

Rab fasst zusammen: „Obwohl die Tragopane im Moment, wo wir im Wettlauf mit dem Winter Unterkünfte für die Bewohner beschaffen müssen, etwas in den Hintergrund gerückt sind, wissen und schätzen die Leute hier doch, dass wir diese Überlebenshilfe organisiert haben. Die schnelle Hilfe hat eine engere Verbundenheit zwischen unserem Projektteam und den Dorfbewohnern bewirkt und wird sicherlich unsere gemeinsame Anstrengung zur Erhaltung der Naturschätze des Tales stärken, einschließlich des Waldes und der Tragopane, die das Flaggschiff für den Naturschutz in der Region sind.“

Vielen Dank an alle, die so reichlich und schnell geholfen haben!

 

Aus: WPA-News Winter 2006

Übersetzung: H. Jacken

 

Wie bereits im vorigen Rundbrief berichtet, hat die WPA Deutschland 3.000 Euro für die Erdbebenopfer im Palas-Tal zur Verfügung gestellt.