Edwardsfasan

Edwardsfasan –  Vogelhaltung als Beitrag zum Artenschutz .

Der Edwardsfasan (Lophura edwardsi) ist ausschließlich in den Flachland-Wäldern Zentral-Vietnams beheimatet. Diese Wälder, über denen im Vietnamkrieg bis 1975 72 Millionen Liter Pflanzengifte als Entlaubungsmittel versprüht wurden, sind heute bis auf wenige Reste abgeholzt und haben menschlichen Siedlungen und Ackerflächen Platz gemacht.  Die letzten Edwardsfasanen wurden Ende der 1990er Jahre entdeckt. Seither gab es keine gesicherten Nachweise mehr. Auch eine intensive Suche der WPA  mit Kamerafallen im Jahr 2011 in einem der besten verbliebenen Lebensräume blieb leider erfolglos. Die meisten Bilder zeigten Menschen, Hausrinder und Hunde, aber keine Edwardsfasanen.  Es ist zur Zeit nicht sicher, ob es überhaupt noch Edwardsfasanen in der Natur gibt. Die Art wurde daher auf der „Roten Liste“ der IUCN in die höchste Gefährdungsstufe „kritisch bedroht“ eingestuft.

Eine Form des Edwardsfasans, der Vietnamfasan,  wurde 1975 in einem inselartigen Restbiotop in Vietnam entdeckt. Er unterscheidet sich vom Edwardsfasan lediglich durch die weißen Schwanzfedern. Man nimmt heute an, dass diese Mutation aufgrund der erzwungenen Inzucht in dem isolierten Restbiotop entstand.

Glücklicherweise gibt es noch einen recht beachtlichen Gehegebestand an Edwardsfasanen in zoologischen Gärten und bei privaten Tierhaltern. Dieser Bestand stammt von 28 Tieren ab, die in den 1920er Jahren nach Frankreich gebracht wurden.  Bereits in den 1970er Jahren begann die WPA ein Zuchtbuch für den Edwardsfasan und organisierte den Blutsaustausch zwischen den Volierenbeständen in Europa, Amerika und Asien. Nicht zuletzt deshalb ist dieser Gehegebestand heute, trotz der wenigen Gründertiere, relativ gesund und – wie aktuelle DNA-Untersuchungen gezeigt haben – genetisch vielfältig. Heute leben weltweit etwa 1000 Edwardsfasanen in Zoos und privaten Zuchtanlagen, etwa die Hälfte davon ist im Zuchtbuch registriert.  

Seit 2013 bemühen sich internationale Wissenschaftler und die vietnamesischen Forstbehörden unter der Leitung der vietnamesischen Nichtregierungsorganisation VietNature intensiv um die Erhaltung des Edwardsfasans in Vietnam. Einerseits werden weitere mögliche Restbiotope nach der Art abgesucht. Parallel hierzu hat die Vorbereitung eines möglichen Wiederausbürgerungsgebietes begonnen. Entscheidend wird hierbei sein, dass die gegenwärtige massive Wilderei  in diesem Gebiet unterbunden werden kann. Selbst in vietnamesischen Naturschutzgebieten hat die Wilderei praktisch aller Tiere zum Verzehr und für die Traditionelle Chinesische Medizin solche Ausmaße angenommen, dass auch in äußerlich intakten Wäldern kaum mehr Säugetiere, Vögel oder Reptilien anzutreffen sind!

Im Jahr 2015 schloss VietNature einen Pachtvertrag über 30 Jahre für einen der wenigen erhaltenen Tiefland-Regenwälder in Zentralvietnam ab. Der Khe Nuoc Trong Wald in der Provinz Quang Binh umfasst 768 Hektar und könnte für eine zukünftige Wiederansiedlung von Edwardsfasanen genutzt werden. Ferner stellte die Provinzregierung fünf Hektar Land zur Verfügung, auf dem 2018 eine Erhaltungszuchtstation errichtet wird, in der Edwardsfasanen aus europäischen Beständen vermehrt und für eine Wiederausbürgerung vorbereitet werden sollen. So tragen die Reservebestände in zoologischen und privaten Zuchtanlagen zur Erhaltung des Edwardsfasans in der Natur bei. Angeschlossen ist ein Naturschutzzentrum, in dem der örtlichen Bevölkerung die Einzigartigkeit und die Schutzwürdigkeit der einheimischen Fauna und Flora nahegebracht werden soll.

Das ehrgeizige Ziel von VietNature ist eine selbsterhaltende Population von Edwardsfasanen in der Natur bis zum Jahr 2030.